
Thematisches Begleitprogramm in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung Normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Thematisches Begleitprogramm in Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung Normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
2016 steht mit „GRENZEN“ ein grundlegendes Prinzip des Verhältnisses zwischen Individuen, Gesellschaften, Wertesystemen oder Denkweisen im Mittelpunkt des LICHTER Filmfests. Eine Reihe von Gesprächsveranstaltungen flankiert das internationale Filmprogramm. Diskutiert werden aktuelle Fragen zu Grenzziehungen und Abgrenzungen im Wechselspiel zwischen Film und Gesellschaft. Grenzen als räumliche, psychologische oder identitätsbildende Trennlinien zwischen Staaten, Ökonomien, Kulturen, Religionen oder sozialen Milieus stehen dabei im Fokus: Welche Grenzen gibt es? Was bedeuten und bewirken sie? Leben wir eher in einer Zeit der Auflösung bestehender oder der Ziehung neuer Grenzen? Die Suche nach Antworten führt das Festival notwendig auch zu der Frage nach individueller und gesellschaftlicher Freiheit.
Eintritt zu allen Begleit-Veranstaltungen frei – keine Anmeldung erforderlich!
Auftaktgespräch
30. März 2016 // 19 Uhr // Festivalzentrum Mousonturm
Für die meisten Europäer gehörten Grenzen bis vor Kurzem der Vergangenheit an. Schlagbäume auf der Urlaubsreise nach Frankreich oder Italien waren Erfahrungen aus einem anderen Jahrtausend. Globales Wirtschaften, Erasmus-Stipendien, Billigflieger und Währungsunion hatten die Erinnerung an Blockbildung, Eisernen Vorhang und Kalten Krieg längst verdrängt .
Seit jedoch immer mehr Menschen vor Krieg und Elend nach Europa fliehen, hat sich das Bild gewandelt. Vielen Europäern wird erstmals wieder bewusst, dass Frieden, Wohlstand und Reisefreiheit keine Selbstverständlichkeiten sind. Die Geflüchteten geben den Dramen in den Herkunftsländern, an Europas Außen- und mittlerweile auch an Europas Binnengrenzen ein Gesicht inmitten der europäischen Gesellschaften. Ihre Anwesenheit konfrontiert die Europäer mit Fragen:
Wie ist es um die viel beschworenen europäischen Werte bestellt? Muss Europa seinen Wohlstand stärker teilen oder kann es weiter auf Abschottung setzen? Welche Verantwortung trägt Europa für die Konflikte in der arabischen Welt und andernorts? Wie können die Europäer gemeinsam zu friedlichen Lösungen beitragen und die Chancen pluralistischer Gesellschaften wahrnehmen lernen?
Darüber diskutieren:
Moderation: Dr. Eberhard Nembach, Journalist und Politik-Redakteur von hr-info
Donnerstag, 31. März 2016 // 19 Uhr // Festivalzentrum Künstlerhaus Mousonturm
Wie lässt sich die Situation geflüchteter Menschen verbessern, wie ihr Ankommen erleichtern und das Zusammenleben gestalten? Städtische und private Initiativen, Kirchengemeinden und Kultureinrichtungen organisieren sich immer besser. Sie reagieren auf Bedürfnisse der Geflüchteten und geben Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen. Das Aktionsbündnis „frankfurt hilft“ ist eine Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten. Initiativen wie Project Shelter oder Shout Out Loud bieten Hilfe für geflüchtete Menschen, etwa wenn es um Schlafplätze, eine warme Mahlzeit oder Kontakte zu Frankfurtern geht. Die Stadt hat eine Stabsstelle eingerichtet, um all die verschiedenen Projekte zu bündeln und zu koordinieren. Beim Frankfurter Kranz kommen Akteure der Frankfurter Flüchtlingshilfe zusammen, geben Einblick in ihre Arbeit und diskutieren gemeinsam mit Flüchtlingen.
Es diskutieren:
Moderation: Marie-Sophie Adeoso, Frankfurter Rundschau
Interdisziplinärer Kongress
31. März – 1. April 2016 // Festivalzentrum Künstlerhaus Mousonturm
Das Motto der LICHTER AGORA lautet in diesem Jahr „Grenzen Unlimited“. Auf dem Programm des offenen Gesprächsforums stehen politische Konfliktlinien, der grenzenlose Raum des Internets, Fragen des Cyberrechts oder die sich abzeichnenden Grenzen des Wachstums. In der AGORA sind dem interdisziplinären Dialog von WissenschaftlerInnen, PraktikerInnen und Publikum keine Grenzen gesetzt.
ICH // DIE ANDEREN
Soziale Grenzen und Abgrenzungserfahrungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen: Woran lassen sich Grenzen zwischen Status, Macht und Güterverteilung, aber auch zwischen Einstellungen, Überzeugungen, Haltungen und Wertesysteme ablesen?
HIER // DORT
Politische Grenzziehungen als Kristallisationspunkte: Wie viel Grenze braucht und verträgt die Demokratie? Welche Herausforderungen stellen Überschreitungen von Grenzen (etwa durch Migration) an politische Systeme? Müssen wir Demokratie und Politik in ihrem Verhältnis zur Grenze neu denken?
WELT // RAUM
Grenzen des Wachstums, des Fortschritts und des Menschen: Welche Grenzen werden dem Menschen durch die Natur gesetzt? Wo stößt er an die Grenzen des Möglichen? Wie hängen Klimaentwicklung und Völkerwanderung zusammen? Welche Rolle spielen politische Grenzen für den ökologischen Schutz unseres Planeten?
VIRTUAL // REALITY
Das Internet und seine Rolle in normativen Ordnungen: Wo liegen die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit im Netz? Wie lassen sich Autonomie und Datenschutz garantieren? Wie kann Rechtsstaatlichkeit im Internet etabliert werden?
Mit: Vivian Zoé Grudde, Marcus Jurk, Ben Kamis, Matthias Kettemann, Jonathan Klein, Verena Kuni, Sebastian Läßle, Max Pichl, Valentin Rauer, Johannes Röß, Vanessa Rüegger, Thorsten Thiel und vielen weiteren WissenschaftlerInnen
Moderation:
Yumin Li, Humboldt-Universität zu Berlin
Katja Kynast, Humboldt-Universität zu Berlin
Moderiertes Gespräch in Kooperation mit der Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik
2. April 2016 // 19 Uhr // Festivalzentrum Mousonturm
Zur Rhetorik von Avantgarden zählt sehr häufig der Aufruf: Überschreitet die Grenzen! Überwindet Traditionen und akademische Konventionen! Antiautoritäre Grenzüberschreitungen in Leben und Kunst haben aus Sicht der Avantgarden die Kraft zur politischen Veränderung. Eine moderne Politik besteht demnach nicht nur in der Änderung von Staats- und Eigentumsordnungen, sondern auch in einer neuen ästhetischen Haltung. Konservative haben dagegen immer auf die Grenzziehung gesetzt – nur durch sie gelange man auch zu einer gelungenen ästhetischen Form. Welche Rolle spielen (ästhetische) Grenzen heute im Zeitalter westlicher Pop-Liberalität und musealer Avantgardekunst? Wie greift Kunst die Themen Flucht und Migration auf? Wie beeinflussen Künstler den politischen Diskurs?
Darüber diskutieren:
Moderation:
Prof. Dr. Thomas Hecken, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Siegen und Redakteur der Zeitschrift „Pop. Kultur und Kritik“ sowie der Website
www.pop-zeitschrift.de.
Ausstellung im Festivalzentrum
Di ab 18:30 Uhr // Mi+Do ab 16 Uhr // Fr ab 12:00 Uhr // Sa+So ab 14:30 Uhr
Eröffnung am Dienstag um 18:30 Uhr
Manche Grenzen sieht man mit bloßem Auge. Andere werden erst durch Geschichten, Gespräche oder Bilder erfahrbar. Der GrenzParcours, ein Ausstellungsrundgang durch das Festivalzentrum, zeigt künstlerische Arbeiten zu politischen und räumlichen Grenzziehungen, zu gesellschaftlichen Aus- und individuellen Abgrenzungen. Sie reflektieren Migration und Flucht, Überwachung, Unendlichkeit und Geschlecht. Ausgewählte Fotografien, Karten, Videoprojektionen und Computerspiele laden an verschiedenen Stationen zum Stehenbleiben, Schauen oder Spielen ein.
Mit Arbeiten von: Barbara Klemm, Lisa Diandra Krüger, Rotraut Pape, Przemek Wegrzyn, Christian Weyell, Project Shelter, goldextra, Theories of the Deep Understanding of Things und weiteren KünstlerInnen
Nähere Infos zur Ausstellung GrenzParcours // Walk the line! finden Sie hier.