LICHTER Thema 2015: GELD

More than Money

Der ein oder andere aufmerksame Facebook-Fan hat es vielleicht schon bemerkt, LICHTER erscheint in neuem Look. Und seit dem Wochenende hat auch unsere Website das schmucke Gold gegen ein markantes Rot getauscht.

Der Grund dafür ist nicht etwa ein rein ästhetischer, als vielmehr der Startschuss für die nächste Ausgabe des Festivals. Wer bereits einen der neuen 10-Euro-Scheine in Händen gehalten hat, wird den versteckten Hinweis vielleicht erkennen. Ansonsten folgt hier nun die Auflösung:


Wo Geld zur Geltung kommt

Nach den Themen “Revolutionen” (2012), “Stadt” (2013) und “Humor, Komik und Komödie” (2014) nimmt LICHTER 2015 das Thema “Geld” ins Visier, das wohl mit keinem anderen Ort so eng verbunden ist, wie mit dem Finanzplatz Frankfurt.
Nirgends scheint Geld sichtbarer als in der Mainmetropole, deren berühmte Skyline geprägt ist durch Bankhäuser aus aller Welt. Hier sind nicht nur zahlreiche private Geldinstitute beheimatet, sondern auch Institutionen wie die Deutsche Bundesbank, die Deutsche Börse und die Europäische Zentralbank.


Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft

Als Tauschmedium, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel ist Geld die Grundvoraussetzung unserer modernen Wirtschaftsordnung. Globaler Handel, Arbeitsteilung und technischer Fortschritt sind ohne das “Schmiermittel” Geld nur schwer vorstellbar. Als allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel ist es Katalysator gesellschaftlicher Prozesse und Maßstab des Vertrauens ökonomisch miteinander verbundener Individuen.


Von Krisen, Tabus und Defiziten

Gleichzeitig steht Geld als zentrales Symbol der globalen Wirtschaftsordnung für nahezu alle gesellschaftlichen Defizite: Die ungleiche Verteilung von Macht, Reichtum und Gestaltungsmöglichkeiten, Probleme wie Korruption, Finanzblasen und Staatspleiten, aber auch persönliche Eigenschaften wie Arroganz, Neid und Missgunst werden auf Geld zurückgeführt und in Geld quantifiziert.
Auch wenn es unser tägliches Leben wie kaum etwas anderes bestimmt, ist Geld eines der größten Tabuthemen. “Geld hat man zu haben”, besagt ein juristischer Grundsatz. Darüber zu reden ist dagegen nur selten opportun. Führen Gespräche über Geld im Privaten schnell zu nachhaltigen Zerwürfnissen, äußern sie sich in der öffentlichen Debatte häufig als unversöhnlicher Kampf ideologischer Sichtweisen.


Faszinosum für Filme und ihre Macher

Für das Kino war Geld von Anfang an ein Faszinosum. Die Filmproduktion per se ist teuer und Filmemacher müssen zwangsläufig viel Geld beschaffen, um ihre Kunst auszuüben.
In diesem Wechselspiel zwischen Geld und Film zeigt sich zugleich auch der Sonderstatus des Genres als Diva unter den Künsten, da die meist millionenschweren Produktionen dem Image von Kunst empfindlich widersprechen. Und doch bleibt es für viele oft brotlose Kunst.
Auch inhaltlich waren Filme immer an den vielfältigen Erscheinungsformen des Geldes interessiert: Populäre Hollywoodfilme wie “Wall Street” (1987) oder “Margin Call” (2011) haben unser Bild von der Finanzwelt nachhaltig geprägt und uns die Mechanismen der Finanzkrise näher gebracht, Autorenfilme wie Robert Bressons “L’argent” (1983) haben uns die zerstörerische Kraft des Geldes vorgeführt oder wie Christian Petzolds “yella” (2007) die Absurdität des virtuellen Geldes verdeutlicht.


Geld und Kritik im Fokus beim LICHTER Filmfest 2015

Ähnlich wie in den Vorjahren richtet das Festival somit den Fokus auf ein grundlegendes und spannungsgeladenes Phänomen, das die Gemüter auch weit über die Grenzen der Finanzwelt hinaus bewegt.
Im Rahmen unseres internationalen Filmprogramms sowie in diversen Rahmenveranstaltungen wollen wir die unterschiedlichen Dimensionen des Themas aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und zum Austausch anregen über jenes Tauschmedium, mit dem wir alle tagtäglich hantieren.
Warum hat Geld diesen einzigartigen Stellenwert in der Gesellschaft? Wie ist Geld verteilt und welche Probleme ergeben sich, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht? Welche Alternativen gibt es? Wieviel Geld brauchen wir – oder ist ein Leben ohne Geld möglich? Was verrät uns der Umgang mit Geld über Natur und Moral des Menschen? Kann Geld die Welt retten? Oder hat Geld ein Stück weit die Moral zerstört?

Diese und andere Fragen stehen im Fokus des 8. LICHTER Filmfests 2015 – wir freuen uns auf interessante Perspektiven und Gespräche!